Neues von BND und NSA
Wie sich jetzt immer stärker herausstellt, kommt die Regierung immer mehr wegen der NSA-BND-Affaire in Bedrängnis. Der frühere BND-Chef Uhrlau sagte jetzt vor dem Untersuchungsausschuss aus, dass er das Kanzleramt bereits im Jahre 2006 über die unrechtmäßigen Suchanfragen der NSA informiert habe.
Schon 2006 soll ein Mitarbeiter des Bundeskanzleramtes über
unrechtmäßige Spionageversuche des US-Geheimdienstes NSA in Europa mit
Hilfe des BND
informiert worden sein. Der damalige Präsident des
Bundesnachrichtendienstes (BND), Ernst Uhrlau, sagte am Freitag vor dem
NSA-Untersuchungsausschuss, er habe damals aus seinem Haus mündlich von
den problematischen NSA-Zielen für das Ausspähen des Datenverkehrs
erfahren. Als Ausspähziel wurde u.a. der Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS in dem
Zusammenhang genannt worden.
Vor dem NSA-Ausschuss wollte Uhrlau sich nicht genau festlegen, ging aber
davon aus, dass er seinen Ansprechpartner im Bundeskanzleramt im
gleichen Jahr, also 2006, mündlich über die Angelegenheit informiert
habe. "Dass die USA sich für vieles und sehr viel mehr interessieren als
die Bundesrepublik Deutschland, ist mir sehr wohl bewusst gewesen", sagte Uhrlau. Uhrlau stand von 2005 bis 2011 an der Spitze
des Bundesnachrichtendienstes.
Hinweise beim BND bereits 2005
Erste Hinweise auf faule Suchbegriffe oder Selektoren sollen
bereits 2005 im BND aufgetaucht sein. Bislang ist lediglich bekannt geworden, dass
2008 und abermals 2010 das Kanzleramt in schriftlichen Vermerken über
das Vorgehen der NSA informiert worden ist. Der BND soll für die NSA
über Jahre hinweg auch Daten europäischer Institutionen und Firmen
abgeschöpft haben.
Uhrlau sagte in der Sitzung: "Dass die USA sich für vieles und sehr viel mehr interessieren
als die Bundesrepublik Deutschland, ist mir sehr wohl bewusst gewesen". In Uhrlaus Amtszeit tauchte der Verdacht auf
US-Industriespionage auf.
Uhrlau sagte nun im Bundestagausschus auch aus, er habe bereits 2006 den
zuständigen Abteilungsleiter im Kanzleramt informiert. Nicht
schriftlich, aber "mündlich bestimmt", sagte Uhrlau. Den damaligen
Kanzleramtschef Thomas de Maizière (CDU) habe er nicht in Kenntnis gesetzt. Das wäre Sache des Abteilungsleiters gewesen.
Die Aussage stellt zumindest die Aufsichtskompetenz des damaligen
Kanzleramtsministers infrage. 2008 habe es in diesem Zusammenhang ein
Gespräch mit de Maizière gegeben, sagte Uhrlau weiter aus. Der jetzige
Innenminister will speziell von problematischen Selektoren erst 2015 erfahren haben.
Zum Beginn der BND-NSA-Kooperation wurde laut Uhrlau nicht
geprüft, ob die Amerikaner sich an die deutsche Linie halten, dass man
aus Prinzip keine europäischen Ziele ausspähe. "Nicht geprüft wurde, ob
die USA sich in gleichem Maße an diesen Restriktionen, die wir uns
selber gesetzt haben, orientieren." Die Erkenntnisse von 2006 führten
beim BND laut Uhrlau zu "intensiven Stichproben" der amerikanischen
Spähziele.
Uhrlau sagte vor dem Ausschuss weiter aus: "Es war klar, dass es ein Aufklärungsinteresse auch engster
Verbündeter gegen die Bundesrepublik Deutschland gab".
Neben den USA nannte er Großbritannien. Von beiden Ländern seien
"statuswidrige Aktivitäten" in Deutschland bekannt gewesen, etwa
Spionage durch Diplomaten.
Je länger die Zeugenbefragungen des NSA-Ausschuss andauern, desto mehr
verfestigt sich das Bild eines Geheimdienstsystems, das zum Teil von
Kompetenzwirrwarr, lückenhaften Absprachen und Schludrigkeit geprägt
ist.
Wir haben es also mit einer Regierung zu tun, die die Geheimdienste des eigenen Landes nicht unter Kontrolle hat und auch keinen Überblick über die Aktivitäten der ausländischen Dienste im Inland hat, und dagegen auch nichts unternimmt und auch nicht unternehmen will.
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