Samstag, 5. September 2015

Europas Krise - Wohin oder wie weiter?

Dies hier wird kein Versuch, die Lage schön zu reden oder Hoffnung zu stiften, wo keine mehr ist. 

Was ist los in Europa?
Ist das so schwer zu erkennen, so schwer, daß es keiner sieht?

Die Zeit der Politik der Sonntagsreden und die Politik des Geldverteilens, wenn es Probleme gibt, ist vorbei. Heute zeigt sich, daß die Zusammenarbeit innerhalb der EU nicht wirklich funktioniert, wenn es ernst wird. Purer Egoismus und billigster Nationalismus, gepaart mit dumpfer Ausländerfeindlichkeit, vulgo Rassismus ist das Dominante auf diesem Kontinent. Ein ungarischer Regierungschef, der blanken, zynischen Hass zu seinem Politikstil erkoren hat, treibt seine Kollegen Regierungschefs vor sich her, und sprengt das vermeintlich rosarote EU-Paradies. Die meisten anderen EU-"Partner" schauen interessiert zu, lassen keinerlei Willen erkennen, sich an der Lösung der Probleme zu beteiligen. 
Merkel steht alleine da in Europa. Wegen oder gerade trotz ihrer "Bemühungen" in der Finanz- und Eurokrise. Hat sie sich so unbeliebt gemacht in Europas Hauptstädten, daß sie mit einigen Wenigen die Probleme alleine am Hals hat? Allen voran ist aber doch die Rolle Londons zu betrachten und zu bewerten. Cameron, der Kapitän des unter falscher Flagge fahrenden US-U-Bootes in Europa, der seinen Landsleuten ein Referendum über den EU-Verbleib versprochen hat, ist, wie es im Vereinten Königreich Tradition hat, kein "Europäer" im politischen Sinne. London wolle von Beginng seiner Mitgliedschaft an immer nur Sonderregelungen und Vergünstigungen für sich alleine. Dies hat sich ein große Zahl von Ländern in Osteuropa zum Vorbild genommen und denkt auch nicht wirklich im Sinne Europas und Solidarität ist dort ein Fremdwort, dessen Bedeutung nur innerhalb der eigenen Landesgrenzen bekannt ist und daß man in größerem Zusammenhang nicht kennen will. 
Europa zerfällt also. Oder anders gesagt, die Vorstellung von einem Europa, daß auch in Krisen solidarisch ist, ist nur eine schöne Vorstellung in der Welt der rosaroten Sonntagsreden. Im Angesicht der Flüchtlingskrise blättert die billige Tünche ab und die Fassade fällt polternd zusammen. 
Wer weiterhin auf die schönen Reden hören möchte, soll das ruhig tun, aber sich nicht hinterher beklagen, daß er inmitten eines Scherbenhaufens aus seinem Traum erwacht. 
Amerika hingegen hat es besser, wie schon der olle Goethe schrieb. Schön weit weg von allem Ärger und umgeben von Ozeanen fühlt man sich dort noch sehr sicher. Damit das auch genauso bleibt, setzt man in Washington alle, buchstäblich alle Mittel ein. Kriege und Krisen werden inszeniert, auf Leben und Wohlstand anderer Länder und Völker nimmt man traditonell keine Rücksicht. Hauptsache der Dollar fließt in die richtigen Taschen. Hauptsache Europa und seine Träumer, man nennt sie auch Politiker, lassen sich auseinanderdividieren. Dabei machen diese Träumer es Washington auch noch so kinderleicht. Fühlen sich geehrt, wenn sie abgehört werden und freuen sich wie die Kinder, wenn sie Amerika "zuarbeiten" dürfen. Dabei merken sie nicht im geringsten, wie sie vorgeführt werden. Denn Amerika, also die USA zu kritisieren, ist ja schon lange eines der größten Tabus in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Sofort heißt es dann "Antiamerikanismus" und alles muss schweigen. 
Wer daran etwas ändern will, muss nicht nur aufwachen, sondern die "böse" Realpolitik à la Bismarck wiederbeleben. Das heißt vor allem die Distanz und die Kluft zu Russland, die ein Ergebnis der US-Politik ist -siehe Ukraine-, muss überwunden werden. Das heißt nicht, daß Russland die Position der USA einnehmen soll oder darf, sondern die Interessen aller Seiten müssen unverzüglich und dauerhaft ausgeglichen werden. Die Einseitigkeit der US-Politik und ihre Krisenhaftigkeit darf kein Vorbild mehr sein. 
Das wird schwer werden.

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