BND-Präsident Schindler weiß nicht Bescheid
Gerhard Schindler, Präsident des BND, hat bei seiner Befragung im NSA-Untersuchungsausschuss einräumen müssen, daß er als oberster Auslandsgeheimdienstler erst in diesem Jahr von den
problematischen Selektoren der Amerikaner erfahren hat – obwohl einige
seiner Mitarbeiter schon seit 2005 problematische Suchbegriffe auf eine
sogenannte Ablehnungsliste gesetzt haben und nachdem es bereits zwei
systematische Suchen nach kritischen Selektoren in seinem Haus gegeben
hat.
Gerhard Schindler, seit 2012 Präsident des BND, musste am gestrigen Donnerstag im Bundestagsuntersuchungsausschuss als Zeuge aussagen. Im März 2015 habe er – aufgrund der Untersuchungen des
Bundestagsausschusses– von dieser Selektorenprüfung erfahren. Daraufhin habe
er sofort das Kanzleramt informiert und intern eine vorbehaltlose
Aufklärung gefordert. Das ist die Verteidigungslinie des BND-Chefs. Mitarbeiter des BND-Abteilung Technische
Aufklärung hätten 2010 und 2011 ein "ungutes Gefühl" bekommen hinsichtlich der NSA-Suchworte.
Sie hätten das auch der Leitung des Geheimdienstes gemeldet, das sei
aber ohne Reaktion geblieben.
Schindler selbst sei 2013 nicht darüber informiert
worden, dass ein Unterabteilungsleiter die Selektoren der NSA
systematisch überprüfen ließ und dabei massenhaft Suchbegriffe fand, die
sich gegen Deutschland und Europa richteten.
Interessant dürfte in diesem Zusammenhang die Aussage von Hartmut Pauland vom Mittwoch dieser Woche sein, der Abteilungsleiter für Technische Aufklärung in Bad Aibling, der
Station in der die Selektoren der Amerikaner einlaufen. Pauland will - so wie
die breite Öffentlichkeit in Deutschland - erst im März 2015 von den
Problemen bei der Kooperation mit der NSA erfahren haben. "Selektoren
waren kein Thema", sagt er. Seine Mitarbeiter, die bereits seit 5 Jahren
Selektoren inaktiv gestellt haben, hätten ihn nicht informiert.
Aber selbst dann hakte Pauland eigenen Angaben zufolge nicht nach, warum
diese brisanten Vorgänge nie an ihn gemeldet wurden, als Berichte über
die problematischen Selektoren längst die Zeitungen in Deutschland
füllten. Zur Begründung sagte der BND-Abteilungsleiter: Er habe in den Richtlinien zur
Personalführung nachgeschlagen und sei darauf gestoßen, dass man in
solchen Fällen nicht insistieren solle – um den Mitarbeiter nicht in
Bedrängnis zu bringen. Er habe ganz auf die Aufklärung gesetzt, die
jetzt laufe. Findet der Mann das eigentlich lustig, was er da im Ausschuss erzählt?
BND-Chef Gerhard Schindler sagte während seiner Befragung mehrfach, er wäre selbst nie auf die Idee gekommen, daß die amerikanischen Selektoren mangelhaft oder falsch sein könnten. Er habe nie daran gezweifelt, daß die NSA sich an die Vereinbarung halte.
Denn der BND habe ja vor allem Daten aus Ländern wie Afghanistan
verarbeitet: "Mir kam nicht die Fantasie, dass europäische Selektoren in
Daten aus Afghanistan gesteuert werden. Ich werfe mir vor, dass ich
damals nicht auf die Idee gekommen bin, aber in der Rückschau sehe ich
keinen Anlass dafür."
Schindler will den BND höchstens ein wenig umbauen, und dafür das
"Abschottungsprinzip aufbrechen", sagte Schindler, das Prinzip, dass
jeder nur erfahre, was für ihn unbedingt nötig sei. Das Prinzip der
Außenstellen ist laut Schindler ein Problem, die Kommunikation zwischen diesen müsse
besser werden. Er wolle auch das interne Controlling stärken und er
wolle mehr Geld für bessere Technik, um von anderen Diensten
"unabhängiger zu werden".
Das sind ja ganz wunderbare Einsichten, die man durch die Zeugenaussagen da im NSA-Untersuchungsausschuss bekommt: Der Chef hat keine Ahnung, wird von seinen Leute nicht informiert und will dann auch noch mehr Geld für seinen "Dienst". Aber sich doch! Keiner ist verantwortlich in diesem Schlapphutladen, aber sie wollen noch mehr Geld zur Verfügung haben, damit sie wohlmöglich noch größer, unübersichtlicher und unkontrollierbarer werden können. Das ist das Motto dieses Landes unter Frau Merkel: Weiter so!
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