Samstag, 11. Juli 2015

Was will Deutschland mit und in Europa?

Was will Deutschland in und von Europa? Will dieses Land den Frieden erhalten oder als Hegemon den Rest des Europas -mal wieder- gegen sich aufbringen? Und was hat die deutsche Führungsschicht in Politik und Wirtschaft aus der Vergangeneheit gelernt, bzw. was will sie daraus lernen?

Neulich verglich doch tatsächlich ein leider einflussreiches Massenblatt aus diesem Lande die Frau Kanzlerin selbigen Landes mit Otto von Bismarck, wenn man nicht gar von gleichsetzen sprechen muss. Mal abgesehen von der Frage, ob die Mehrzahl der Schreiber dieser "Zeitung" die historischen Konnotationen dieses "Vergleiches" im Blick hat oder haben können, muss man sich allerdings fragen, wie geschichtsvergessen und geschichtsunwissend die hochwohlmögenden Damen und Herren Redakteure dieses Blattes mit den großen Buchstaben sein können bzw. sein müssen, um einen solchen Unsinn zu schreiben und es auch noch wagen zu können, diesen zu veröffentlichen.
Bismarck und Merkel, das bringt man beim besten Willen nicht zusammen. Solcher Art "Vergleiche" sind so sehr an den Haaren herbeigezogen, daß bei den Autoren derartiger "Vergleiche" auch keine Haartransplantationen mehr helfen können. Bismarck war aus tiefster Seele ein in der Wolle gefärbter Preuße durch und durch! Und gerade das ist Frau Merkel nicht. Als Preuße kam für Bismarck Preußen zu erst, aber von dem Zeitpunkt der Reichsgründung an, war für ihn klar, daß Deutschland saturiert war und seine Politik war ab sofort auf Ausgleich in Europa ausgerichtet. Man nannte ihn daher in dieser Zeit auch einen "ehrlichen Makler". Wenn auch neuerdings diese -einfache- Sicht der Bismarckschen Politik eingeschränkt wird, da er natürlich zuerst die Interessen Deutschlands im Blick hatte, aber genauso die Interessen seiner Gegenüber, so bleibt eines trotz allem festzuhalten: In der Politik kommt es wohl überwiegend darauf an, wie mein Gegenüber mich wahrnimmt und über mich denkt.
Und genau das kann man von Frau Merkel eben nicht sagen: Daß sie sich genau darüber überhaupt Gedanken macht, in diesem engeren Sinne jedenalls. Angetrieben von den Stammtisch-Politikern ihrer Partei, vor allem aber von denen aus Bayern unter Führung des famosen Herrn Seehofer -der mit dem irren Lachen- , betreibt sie Politik im Sinne von "ich-muss-es meinen-Wählern-unbedingt-und-unter-allen-Umständen-recht-machen", und nicht im Sinne von politischer Führung: eben diese würde ja zunächst mal bedeuten, eine Lösung im Visier zu haben. Und als Zweites müsste die Dame davon überzeugt sein, dass das, was sie im Visier hat, es wert ist, daß sie die Menschen und auch gerade die ihrer eigenen Partei davon überzeugt, daß eben diese Lösung anzustreben sei, auch unter eigenen Opfern, und selbst um den Preis eines Wahlmisserfolges.
So könnte Politik aussehen. Sogar in Deutschland. Nicht undenkbar, wie ich meine. Wenn man sieht, oder wenn man es gesehen hat, mit welchen Widerständen Willy Brandt und Egon Bahr zu kämpfen hatten, um die von ihnen als richtig erkannte Politik, die Ostpolitik, gegen die erbittersten Widerstände gerade aus Frau Merkels Partei durchzusetzen, dann erkennt man zweifelsohne, woraus Politik bestehen kann und woraus nicht.
Das dazu.

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Zum Schluss noch einige Zeilen zu einem ähnlich gelagerten Thema. Neuerdings geht ja das Narrativ vom Hegemon Deutschland in Europa um. Nicht zuletzt ein deutscher Professor der Politikwissenschaft macht sich da ja einen Namen, Herfried Münkler heißt er wohl,
Nur: Auch hier ist eine abgrundtiefe Geschichtsvergessenheit und eine ebensolche -unwissenheit zu konstatieren. Selbst die Ausrede, daß ein solcher Hegemon, seine eigene Verletzlichkeit erkennend, nicht als solcher auftreten könne, überzeugt nicht. Wer die Erzählung vom Hegemon in Umlauf bringt, der muss doch irgendeinen Gedanken dabei gehabt haben. Welcher anderer Gedanke soll das gewesen sein, als den Begriff überhaupt erst ins Gespräch zu bringen? Hier wird auf andere Art und Weise um die Herrschaft in den Köpfen gekämpft, in dem man Begriffe kreiert und ebensolche besetzt. Das was hier betrieben wird, ist das billige Spiel derjenigen, die auch CSU-Chargen aus der 1., zweiten und dritten Reihe einsetzen, um ihre vordergründigen Interessen durchzusetzen. Der Hegemon Deutschland hat schon oft genug Unheil in Europa angerichtet, als das auch nur eine Minderheit in Europa eine solche Rolle Deutschlands akzeptieren würde. Und die Unkenntnis über diese Zusammenhänge, genauergesagt die Unfähigkeit der deutschen Politiker, genau das zu erkennen, wird Deutschland isolieren, also im Endergebnis den Interessen Deutschland widersprechen. Das kommt eben davon, wenn man einer Partei den freien Lauf läßt, in der es zum guten Ton gehört, unter Alkoholeinfluss andere Menschen im Straßenverkehr zu Tode zu fahren, um anschließend mit gut dotierten Posten belohnt zu werden. Denn genau darum geht es diesen Leuten: gute dotierte Posten zu ergattern, Politik und deren Inhalte interessieren diese Leute nicht wirklich, sie dienen nur diesem einen Zweck.
Somit dient dieser Herr Professor nur diesen vordergründigen Interessen einiger Weniger. Wie armselig. Und der wird auch noch aus Steuergeldern bezahlt! Dieser Professor dient letztlich nur den Feudalinteressen einiger Weniger in dieser Welt, und nicht Deutschland, nicht Europa und nicht den Menschen hier!

Die deutsche Führungsschicht hat also unter Anleitung Merkels aus der Entwicklung der letzten 115 Jahre nichts gelernt, weil sie offenbar nichts lernen wollen. Lieber den Hegemon -mit 2 Billionen Euro Schulden- herauskehren, als zu erkennen, daß man sich nicht alle zum Feind machen kann. "Viel Feind, viel Ehr' ", das war einmal ! Heute gewinnt man damit keinen Blumentopf mehr!

Armes Deutschland.

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